Donnerstag, Juni 22, 2006

OLLI BANJO - SPARRING II

Olli Banjo gilt spätestens seit seinem letzten Album Schizogenie als einer der besten Rapper Deutschlands. Das Jahr 2005 endete auch deswegen erfolgreich für den Aschaffenburger Rapper, der jetzt in Köln lebt, da er den Juice Award für das beste Album 2005 abräumen konnte.
Vor Schizogenie war Sparring erschienen, ein Mixtape bei dem sich Olli mit zahlreichen Features auf sein Album vorbereitete.
Sparring II stellt also konsequenterweise die Vorbereitung auf das nächste "echte" Album dar, liegt qualitativ aber - wie schon das Erc-Mixtape - fast schon auf Albumniveau.
Ein interessantes Interview zum Album kann man übrigens hier lesen, das Review von Rap.de gibt's hier, das Interview der selben Seite hier.
Allen, die mal in die Songs reinhören, was über die Entstehungsgeschichte des Albums erfahren und Olli beim E-Gitarre spielen sehen wollen, sollten sich die Videos auf der offiziellen Banjo-Homepage in der News-Section anschauen (Ercandize, Samy Deluxe, Banjo und Afrob bei den Aufnahmen).
Und jetzt meine Sicht der Dinge zum Album:

Intro

Im Intro legt Olli Banjo nach ein paar Scratches von Noisy Stylus auf den Number One Spot Beat von Ludacris los. Sehr coole Rhymes.
Beste Punchlines: „...ich liebe Deutschland, ich liebe Sauerkraut und Jägerschnitzel. Aber warum reimt sich Jägerschnitzel auf Negerwitze? (...) Sparring II ich bin im Training wenn’s drauf ankommt, ich bin karrieremäßig bald am Ziel wie ein Tampon.“

Königsklasse feat. Sido

Hat mir nicht so zugesagt, als ich das Video das erste mal gesehen und gehört hatte, aber inzwischen find ich den Beat einfach unglaublich. Das Feature von Sido ist zwar nicht genial aber überdurchschnittlich. Banjo rappt eher aggressive Battle-Lyrics, mit wenig Humor. Schon wegen dem Beat einer der besten Songs auf dem Album.

Unmöglich feat. Samy Deluxe

Olli und Samy erklären wie unmöglich es ist, dass andere Rapper auf dem Level rappen wie die beiden. Sehr, sehr geile, humorvolle Lyrics. Der Beat ist auch o.k.
Beste Punchlines:Ihr könnt nicht auf diesem Level rappen, so wie wenn ihr mit Muhammad Ali in den Ring steigt, ihr Auto fahrt aber blind seit, (...) so wie wenn ihr im Rollstuhl versucht Dirk Nowitzki zu blocken (...) genauso als ob ihr Bin Laden sucht mit Lupe und Fernrohr (...) – es ist unmöglich...

Wer isses?

Siehe hier.

Fragezeichen (feat. Illmatic)

Sehr geiler Beat. Zwar keine Überraps von Olli und dem Jungen Illz, aber trotzdem einer besseren Tracks auf dem Album.

Hässlich (feat. Italo Reno & Germany)

Wieder ein ziemlich cooler Beat. Italo Reno’s und Germany’s Texte und Flow sind über jeden Zweifel erhaben. Allerdings werden die zwei zumindest in letzterem bei diesem Teil dicke von Olli getoppt.

Von der Hand in den Mund (feat. Blade)

Eher mauer Track, die Beats sind o.k. aber nicht wirklich krass. Die üblichen Banjo-Lyrics und ein guter Part von Blade.

Shoppen (feat. Afrob)

Schön, dass Afrob nach Bass Sultan Hengzt dieses Jahr auch hier ein Feature hat. Er und Banjo rappen über Kohle und shoppen. Nichtssagender Chorus, der trotzdem sofort ins Ohr geht. Der Beat ist verrückt, minimalistisch, aber geil.
Beste Punchline: „...Nenn mich van Gogh, denn ich hab das Ohr für die Straße...“

Ficki Ficki (feat. EKR)

Definitiv das geilste Lied auf dem Mixtape. Der Beat ist altbekannt (Oochie Wally von den Bravehearts), nichtsdestotrotz in Kombination mit den Raps der Hammer.
Olli Banjo rappt über seine Erfahrungen im Rotlichtviertel in Frankfurt – sehr sehr geil und realitätsnah... Auch die Raps von EKR sind sehr dick, allerdings versteh ich nur die Hälfte, denn der Mann ist Schweizer und rappt auch so.
Beste Punchline: „...dann warn wir oben unterm Dach - hallo Afrika! Die Alte war so schwarz, ich glaube sie war aus Afrika. Sie sagte: Ficki, Ficki, Du gut Ficki Ficki. Ich sagte: Igittigitt beim Ficken bin ich Picki Picki. Sie sagte: Du Schickimicki. Ich: Wie Schickimicki? Du in den Spiegel blicki...“

Mach Kohle (feat. Seperate)

Wie der Titel schon aussagt geht es um Kohle. Der Mainzer Seperate und Banjo rappen wie sie Kohle machen und was noch besser laufen könnte. Der Beat ist glaub ich von B.I.G. – auf jeden Fall schon von Mitte der 90er. Nett – nicht mehr.

Bett

Sehr geiler Track, nur 54 Sekunden lang. Der Beat ist zu vernachlässigen, Olli’s Lyrics sind fast den kompletten Track lang nur eine Aufzählung von Tätigkeiten. Der Tagesablauf, den er dabei zum besten gibt ist den einen oder anderen Lacher wert.
Zitat: „...ich will morgens aufstehen rülpsen, furzen, ein geblasen gekriegen, Tele gucken, Zähne putzen, Koka durch die Nase ziehen, Freundin wecken, Freundin lecken, Ha – wie Du bist eingeschlafen?, Ha – wie Du hast Deine Tage?, Ha – ich habe einen Harten. Pimmel zeigen, in die Scheide, eieiei ein bisschen heikel...“

Der Song der von nix handelt

Megaschlechte Beat- und Tonqualität, aber trotzdem ein sehr lustiger Song – gut genug "zum Zähne putzen oder Hoden rasieren". Olli rappt Freestyle über all das, was ihm gerade einfällt.
Zitat: „...ich traf nachmittags einen Affen in Lack und Leder, er rauchte n Kaugummi und ich sagte: Hey da machst Du en Fehler. Er sagte: Danke, Du bist ein dicker Mann. Rollte mit den Augen und zündete sich n Snickers an...“

Chief im Game (feat. Jonesmann)

Sehr chilliger Song mit einem geilen Hook von Jonesmann. Olli rappt über seine Rap-Skills, die deutsche Raps-Szene und sein letztes Album. Jonesmann empfiehlt den Majors Geld für ein gemeinsames Album zusammenzulegen. Einer der besseren Tracks auf dem Tape.
Zitat: „...Ihr wollt das Album - dann packt die Scheine aus. Hey wir kommen, ficken alles und wir bleiben auch. Wir sind Dreamteam, bitte wer kommt da dran? Majors n Album mit Banjo und Jones wär n Bombenfang. Babbelt ned lang, legt die Kohle zusammen...“

BBQ-Song (feat. Harris, Bintia)

Nach Ficki Ficki für mich der beste Song auf dem Album. Ein echter (Grill)Party Track. Dicke Lyrics von beiden Rappern, die einen gelungenen Grillabend beschreiben. Beat passt gut zum Song, der Hook von Bintia geht direkt ins Ohr (und will da auch nicht mehr raus).
Zitat: “...und haste Appetit auf Beef, nenn doch einfach unsern Namen, wir stopfen liebend gerne Dein Loch - im Magen...“

Erwachsen werden (feat. DCS)

Banjo rappt über seine Lebenssituation, Kohle und übers erwachsen werden und verantwortungsvolles Wirtschaften. Fast schon ernste Lyrics, deswegen mehr als einmal hörenswert. Der Beat ist nix besonderes, aber o.k. Schivvs Raps sind (wie immer) sehr geil.
Zitat: „...Ich hasse es, auf meinem Tisch stapeln sich die Berge. Ich will zocken, rappen, ficken, aber nicht Erwachsen werden.“

Ficker gebumst (feat. Ercandize)

Ein geiler Battle-Song. Olli Banjo mit Tipps für Nachwuchs-MCs. Auch Ercs Part ist wirklich geil – typischer Battle-Style (wie auf den meisten La Haine-Tracks). Lyrics, Beat und Hook passen einfach genial zusammen. Neben den beiden oben genannten Songs der beste auf dem Tape.
Chorus: „...Bumst diesen Ficker, bumst diesen Ficker keiner bumst diesen Ficker...“ usw.

Blut auf Beton

Abgedrehter Text, abgedrehter Beat. Diese Welt ist nicht Ollis Welt - der Song vermittelt einen Hauch von Endzeitstimmung.

10 KM und mein Walkman

Inhaltlich einer der interessantesten Songs auf dem Album. Trotz des dicken Basses eher langsamer, ruhiger Beat. Olli beschreibt, wie er musikhörend an einem frühen Morgen Joggen geht. Gutes Teil.

Ich lass es nicht ran an mich (feat. Curse)

"Sozialkritischer" Song, der einen Einblick in Ollis Gedankenwelt bietet. Sehr cooler, minimalistischer Synthie-Beat. Geiler Song!
Zitat: "BRD steht für Schmusepop Wetten Dass?, des ist kein Wunder, dass ich den Film hier nur mit Tableten schaff..."
Curse's Part wie immer sehr genial - Kritik am deutschen Hip-Hop-Bizz direkt auf den Punkt. Zitat: "... und am besten Du kritisierst gleich die Besten zuerst, damit jeder merkt, dass es gar kein Sinn macht besser zu werden. Die Schlechten werden gelobt und gefeiert, denn sie sind zweifellos wie gemacht für diese heutige Zeit, in der Geiz so geil ist..."

Die Welt ist deins (feat. Franky Kubrick)

Steh auf - kämpf für Dein Traum - Song. Hektischer, überfrachteter Beat, der mich nicht wirklich überzeugt. Dafür sind die Texte sehr geil, auch der vom neuesten Optik-Member Kubrick. Die beiden sprechen sich dafür aus, dass man tun sollte, wovon man träumt.
Zitat: "...es geht darum, dass Du scheinst, es ist meistens dunkel. Auch wenn Deine Freunde lachen, ey scheiss auf Deine Kumpels. Wirklich echte Freunde stützen Dich wenn Deine Beine humpeln..."

Nenn ihn Mengele (feat. Manolito Mengele)

Psycho-Beat, klingt aber echt gut. Banjo rappt nur die Hook und stellt Manolito als "Der verrückteste, der geisteskrankeste, der wildeste Lockenkopf-Familie-Smith-Motherfucker" vor. Mengeles Raps sind o.k., der Flow ist eher schwach. Textlich passt das ganze gut zu den typischen Banjo-Lyrics.

Fazit: Sehr gutes, aber kein geniales Album. Die guten Songs überwiegen aber deutlich. Einige Highlights (Königsklasse, Unmöglich, Ficki Ficki, BBQ-Song, Ficker gebumst)
Positiv fällt der Mix von Noisy Stylus ins Gewicht, die Tracks gehen wirklich ineinander über - ist das bisher am besten gemixte Mixtape aus Deutschland. Kann die CD auf jeden Fall empfehlen, wer auch nur einen Hauch auf Olli Banjos Mucke steht, sollte sich das Teil kaufen.
Kleine Info am Rande: bei der CD fehlt auf der Tracklist auf der Rückseite der Hülle der Track mit Curse. Banjo dazu im Rap.de-Interview:
Die Leute sollen sich nicht wundern, dass hinten auf der CD der Track 19 mit Curse nicht aufgeführt ist. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, ich habe mich tierisch aufgeregt. Auch innen steht der Track mit auf der Liste und ist natürlich auf der Platte drauf. Nicht, dass jemand denkt, der wäre nicht dabei. Leute, der Track mit Curse ist drauf! Einer der besten Tracks des Abums. Punkt.